Wer Silberbüchse, Bärentöter und Henrystutzen, die Gewehre der Romanhelden Winnetou und Old Shatterhand, im Original sehen will, findet diese legendären Waffen im Radebeuler Karl-May-Museum. Die 1985 eröffnete Ausstellung „Karl May - Leben und Werk“ wird seit dem 30. März 1995 in erweiterter Gestaltung präsentiert. Historisch getreu restauriert und mit dem originalen Inventar ausgestattet, sind Empfangssalon, Arbeitszimmer und Bibliothek des Schriftstellers wieder in der Villa „Shatterhand.“ zu sehen.

Der Empfangssalon - das sogenannte Sascha-Schneider-Zimmer - wurde von Karl May nach der Jahrhundertwende im Jugendstil eingerichtet. Der Schrank rechts enthält Mappen mit Originalzeichnungen zu den symbolischen Titelbildern, die der Maler und Bildhauer Sascha Schneider für den Schriftsteller schuf. Auf dem Schrank sind eine Büste Karl Mays von Sascha Schneider, auf dem gegenüber befindlichen Schreibtisch eine Plastik von Selmar Werner „Der Glaube“ zu sehen.

Der größte Schmuck dieses Raumes sind die Originale von Sascha Schneider: das in Schwarzweißton ausgeführte Gemälde „Chodem“, auch „Das Gewissen“ genannt, die Zeichnungen „Abu Kital“, „Marah Durimeh“, „Winnetou IV“, „Friede auf Erden“. Die Gemälde „Am Jenseits“, „Das Gefühl der Abhängigkeit“ und „Der Gedanke an die Unendlichkeit“ wurden von Sascha Schneider erst nach 1920 in Öl gemalt. Über dem Sofa hat Selmar Werners Büste Karl Mays in weißem Marmor Platz gefunden. Der siebenarmige Leuchter deutet auf die jüdische Abstammung von Klara Mays erstem Mann Richard Plöhn hin. In der Ecke, wo früher ein Kachelofen stand, befindet sich die Marmorbüste „Minerva“.
Bibliothek und Arbeitszimmer des Schriftstellers sowie das Arbeitszimmer Klara Mays - in jenem Einrichtungszustand wie zum Lebensende von Karl bzw. Klara May - befinden sich in der ersten Etage.

Neben umfangreichen Nachschlagewerken bilden die Gebiete Erd- und Völkerkunde sowie Fremdsprachen die Schwerpunkte. Religion (Christentum, Islam, Buddhismus), die schönen Künste, Literaturgeschichte und Naturkunde sind reichlich vertreten. Viele Bücher enthalten Anstreichungen und Arbeitsvermerke Karl Mays.

Die Belletristik nimmt gegenüber den Sachbüchern nur wenig Raum ein. Soweit man Abenteuerliteratur findet, handelt es sich meist um Werke von Rider Haggard, Rudyard Kipling und Jack London, die gleichfalls bei Karl Mays Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld erschienen sind.
Die ursprüngliche Einrichtung seines Arbeitszimmers von 1896 - ein ausgestopfter Löwe, Bärenfelle, exotische Wandbehänge, zahlreiche Waffen und andere fremdländische Gegenstände - sollte keinen Zweifel lassen, daß hier ein weitgereister und welterfahrener Mann an einem Schreibtisch saß, der genau für seine Körperhöhe angefertigt worden war.

Nach der Orientreise (März 1899 bis Juli 1900) änderte sich Mays Lebenseinstellung. Ein Teil der „Reisetrophäen“ wurde aus dem Zimmer verbannt. Neue Bilder („Am Jenseits“, „Im Reiche des silbernen Löwen IV“) seines Freundes Sascha Schneider als Zimmerschmuck sollten inspirierend wirken. Wertvolle orientalische Möbel, gefüllt mit Reiseandenken, vervollständigten die Einrichtung.
   
Nur selten erhielten Besucher Zugang zu diesem Zimmer, in dem so unterschiedliche Werke entstanden wie die Jugenderzählung „Der schwarze Mustang“ (1896), die Streitschrift „Ein Schundverlag“ (1905) und die allegorische Reiseerzählung „Ardistan und Dschinnistan“ (1907-1909).

In der 1931 massiv erbauten Veranda des Obergeschosses richtete sich die Witwe des Schriftstellers ein kleines Arbeitskabinett ein - das heute sogenannte „Klara-May-Zimmer“. Der Schreibtisch mit den Fotos ihres Mannes, Souvenirs von ihren Weltreisen sowie das unvollendete Gemälde von Sascha Schneider „Und er ist dennoch Gottes Sohn“ sind hier zu sehen.

................................................................................www.karl-may-museum.de

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